… Irgendwann gab es einen Anfang. Meine Eltern mussten 1970 aus dem alten Haus der Familie ausziehen, da dieses wegen der Verlegung der Hauptbrücke in Barthelmesaurach “im Weg” stand und abgerissen werden musste – damals verlief die Bundesstraße 466 noch durch den Altort (wenige Jahre später wurde die Umgehung der B 466 gebaut und die Brückenerneuerung hätte man sich wohl sparen können …).
Meine Eltern bauten im Leitenweg mit viel persönlichem Einsatz und wenig Geld ein neues Wohnhaus. Das Grundstück war ursprünglich eine Grundwiese, nur eine Scheune stand dort bereits. Um das Niveau des Bodens zu heben, wurden unter anderem viele Steine unseres alten Hauses dort “begraben” – die Wiese wurde um einen Meter aufgefüllt. So nah an einem Bach, der Aurach, wäre dies heute nicht mehr möglich …
Viele Jahre vergingen, das Haus stand, wir lebten dort, das Grundstück war “nichts sagend” und öde …
Mein Interesse galt damals ganz anderen Dingen – vor allem dem Reisen. So durfte ich viele Ländern sehen und – nachdem ich aus meinem “regulären Beruf” als Bürokauffrau ausgestiegen bin, auch ein ganzes Jahr unterwegs sein – in Indonesien, Australien und Neuseeland. Eine Zeit mit Erlebnissen, die ich nicht missen möchte.
1989 lernte ich meinen Mann Walter Hettich kennen und der Gedanke an das “Sesshaftwerden” kam mir in den Sinn.
1992 pflanzte ich – noch sehr unbedarft – die ersten Heckensträucher und Obstbäume, dabei eigentlich sehr unwissend, was ich da in die Erde eingrub.
Im Lauf der folgenden Jahre interessierte ich mich mehr und mehr für das ökologische Gärtnern – dabei erzählte mir meine Mutter oft, dass ich als junges Mädchen die Zwiebeln verkehrt herum eingepflanzt hatte … Die Basis für das Ökologische war ja schon da – seit einigen Jahren arbeitete ich in einem Naturkostladen und ich bewegte mich immer mehr in der “Ökoszene”.
Mein Mann und ich fingen langsam an, in unserer Vorstellung den Garten zu gestalten. Zunächst wollten wir “nur” einen Platz zum Sitzen haben, für eine nette Kaffeerunde oder um in den Abendstunden dort zu verweilen. Erstes Handikap war der Schweinestall unserer Nachbarin. Sie schaffte es doch tatsächlich, den Mist durch den Zaun auf unser Grundstück zu hieven – folge war eine etwas zweifelhafte Duftnote.
So entstand das erste mit Natursteinen gepflasterte Areal. Zugleich bauten wir aus Holz eine Laube mit einer durchgehenden Wand auf der Seite, von der der unliebsame Geruch herkam. Mein Mann – damals von Philosophie und dem alten Griechentum angetan – wünschte sich eine Säule. Die bekam er auch – nicht aus Carrara-Marmor, dafür aus dem Nachbardorf von einer Firma, die für Gartenaccessoires Säulen im griechisch-römischen Stil aus Beton goss.
So war der erste Standort auf dem Grundstück geschaffen, von dem wir – oft am Abend bei einem Glas Wein, unsere Zukunft und damit auch den Naturgarten weiter sponnen. Es entstanden immer mehr “Gartenräume”, viel Tonnen Natursteine wurden dabei bewegt, Stauden und Rosenstöcke gepflanzt. Der Gemüsegarten bewegte sich – bedingt durch den sandigen Boden – immer mehr in Richtung “blühender Kräutergarten”. Dazwischen wurde “mal eben” eine Regenwasserzisterne gebaut, eine Solar- und eine Photovoltaikanlage installiert.
Im Jahr 2006 begannen wir – da mein Ehemann Walter Hettich als studierter Künstler sich ohnehin ständig damit auseinandersetzte – Ausstellungen mit regionalen Künstlern im Garten und im Galerieraum zu veranstalten. Der Galerieraum: er ist auch “so nebenbei mit gewachsen”. Über unserer Doppelgarage, die am östlichen Gartenrand steht, stellte ich mir schon lange ein “Grünes Dach” vor. Das nahmen wir auch 2002 in Angriff, erweiterten aber die Garagendachfläche um ca. 6 m bis zum daneben stehenden Scheunengebäude – so hatte ich im Jahr 2003 eine Fläche von 110 qm, die ich mit 1800 Sedum-Pflänzchen in mühevoller Arbeit bestückte. Das Dachverlängerungsstück zur Scheune bot soviel Platz, dass wir darunter einen “kuriosen” Galerieraum einrichten konnten.
Im Laufe der Jahre ist der Garten zusammengewachsen, die Obstbäume bieten Schatten und wir genießen das Dasein in unserem “natürlichen Wohnzimmer”. Neben den Kunstausstellungen wurde das Angebot von Events – wie z.B. der jährliche Flechtworkshop (siehe blog) – und die Möglichkeit, in unserem Garten feiern zu können, immer wichtiger. Regelmäßig finden Führungen im Naturgarten statt – ebenso zu unserer Streuobstwiese und zu unseren Waldprojekten.
… ein Ende der Planung und Gestaltung eines Naturgartens gibt es wohl nicht. Wir sind immer am erhalten, neu ordnen, schauen und finden. An manchen Stellen will der Garten sich selbst überlassen sein, andere Bereiche wollen intensiv gepflegt werden. So sind wir immer am tun und machen – und freuen uns über Zuspruch, geben dabei gerne auch Information weiter.