Eigenes Obst, eigener Apfelsaft – wem gefällt so etwas nicht…
Im Jahr 1999 erhielten wir ein Stück Acker von ca. 3000 m2 aus der Pacht zurück. Der Landwirt wollte dieses Stück nicht mehr bearbeiten, da die dreieckige Form der Fläche nicht mehr für seine immer größer werdenden Maschinen geeignet war.
Natürlich stand die Frage für uns im Raum, was wir mit diesem Stück Erde machen sollten. Einfach “liegen” lassen oder selbst etwas anbauen? Zunächst kamen wir auf die Idee, selbst ein wenig Gemüse dort anzupflanzen – fast gleichzeitig keimte der Gedanke, eigenes Obst haben zu können.
Zwar hatten wir bereits auf dem Hausgrundstück etliche Obstbäume stehen, aber eine Streuobstwiese… hm, nicht schlecht!
So hielten wir die Augen auf und hörten uns um. Mit dem Bund Naturschutz Schwabach kamen wir ins Reden und erhielten den Hinweis, uns an den Landschaftspflegeverband Mittelfranken in Ansbach zu wenden. Durch den Landschaftspflegeverband erhielten wir eine eingehende Beratung und wurden bei der Durchführung des Streuobstwiesen-Projektes finanziell gefördert.
Wesentlich war die Frage, welche Obstsorten gepflanzt werden sollten. Uns war es wichtig, “alte” Sorten auf der Streuobstwiese zu haben, da diese Sorten oft widerstandsfähiger und ausdauernder sind als neue gezüchtete. Bei der Gärtnerei und Baumschule Oppel in Stinzendorf bei Cadolzburg konnten wir uns mit bester Beratung die gewünschten Bäume (oder besser: Bäumchen) aussuchen.
So konnten wir aus der Demeter-Gärtnerei 200 Heckensträucher und 20 Hochstammbäume beziehen. Anfang November 1999 war es soweit: mit großer Hilfe von Mitgliedern des BN Schwabach pflanzten wir unsere Streuobstwiese. Die jungen Bäumchen wurden mit Biss-Schutz ummantelt, erhielten dazu Haltestöcke für die ersten Jahre. Die 200 Heckensträucher – mehrreihig gepflanzt auf eine Breite von 5 m und einer Länge von ca. 80 m) erhielten umfassend einen Zaun, den wir nach 15 Jahren wieder entfernen konnten. Der Verbiss-Schutz wird regelmäßig erneuert, da wir auch die inzwischen großen Bäume nach wie vor schützen müssen.
Einen Überblick über die Streuobstwiese finden Sie hier: Streuobstwiese Info
Zu Beginn war es eine sehr mühselige Arbeit: die kleinen Heckensträucher mussten vorsichtig vom schnell wachsenden Gras mit der Handsichel freigehalten werden und in den ersten Jahren immer wieder mit Wasser versorgt werden. Die Fördergelder des Landesverbandes reichten zum Glück aus, ein altes Wasserfass, das wir mit unserem 47 Jahre alten MC-Cormick-Traktor bewegen können, zu kaufen. Auch konnten wir dem BN Schwabach als Dank für die Unterstützung beim Pflanzen eine Spende übermitteln. Gerade das das Jahr 2003 mit der großen Sommerhitze machte uns ziemlich zu schaffen. mein Mann fuhr jeden Tag zur Streuobstwiese und “betuttelte” die Sträucher und Bäumchen. Nun sind die Bäume “erwachsen” und tragen reiche Frucht – nicht jeder Baum in jedem Jahr, aber so abwechselnd, dass immer genug Obst zum Genuss, Verkauf und vor allem zum Mosten vorhanden ist.
“Gegönnt” haben wir uns einige Besonderheiten: einen Speierling, eine Elsbeere, eine schwarze Maulbeere, eine Mispel sowie Pfirsichbäume mit herrlich schmeckenden Früchten und eine reich tragende Birnenquitte.
Abwechselnd müssen die Bäume Jahr für Jahr geschnitten werden. Eine Arbeit, an die man sich langsam herantasten muss und die ihre Zeit zum Sammeln von Erfahrung einfordert. Es gibt ja den lustigen Spruch: hat man drei Fachleute in Sachen Bäumeschneiden vor Ort, hat man mindestens vier Ansichten darüber. … ist nicht ganz unwahr.
… ein herrlicher Anblick: die blühende Streuobstwiese, die Farbigkeit der Blütenblätter von strahlendem Weiß bis zu einem satten Rot.
Leider mussten auch Bäume – wie z.B. der “Rote Eiser” und der “Florina” – nachgepflanzt werden: die Wühlmäuse haben sich an den Wurzeln gütlich getan. Mit Hilfe des Schwabacher Pomologen Günther Grimm konnten wir auch eine fast vergessene lokale Sorte integrieren: die “Leipersloher Birne” – das Dorf Leipersloh liegt gerade mal 6 km von uns entfernt. An den Flanken der Obstwiese entstehen nach und nach “Benjes-Hecken”: Totholzhaufen aus dem Schnittholz der Hecke und der Obstbäume, die mit Pfosten und eingeflochtenem Material in Form gehalten werden. Ein idealer Rückzugsplatz für Insekten, Vögel und Kleintiere – natürlich auch in den Wintermonaten.
… auf unserer Streuobstwiese gibt es neben der regelmäßig über das Jahr anfallenden Arbeit natürlich auch viele besondere Momente: den Genuss der Atmosphäre im Licht der untergehenden Sonne im Sommer, das diesig-besinnliche mancher Herbsttage – aber auch unsere Arbeitspausen, die wir sehr genießen! … und dann sind da noch die anderen Ereignisse, die wir nicht mehr missen möchten: z.B. eine “grüne Hochzeit” mit 70 geladenen Gästen im Frühling oder unser Streuobstwiesenfest im Herbst …